Wir alle wissen: Entwicklung wird durch sichere Räume möglich gemacht. Deswegen schafft das Queere Theater Kollektiv mit allen Teilnehmenden einen Safe-Space. Es entsteht dadurch Raum zur Entwicklung des aktuellen Stücks, der immer mehr verfeinert wird.
Doch was bedeutet ein “Safe-Space” überhaupt?
Warum ist es wichtig, nie mit der Arbeit daran aufzuhören?
Und für wen ist dieser “Safe-Space” gedacht?
Diese Fragen wollen wir heute in einem Beitrag beantworten.
Außerdem wollen wir auch dich einladen an einem unserer Vorstellungstage teilzunehmen. Denn unser Stück “Tanz der Krähen” ist eine queere Geistergeschichte, die am 24.02.2023 und am 25.02.2023 je um 20:00 Uhr im Theater im Depot in Dortmund aufgeführt wird.
Wie kann eine Theaterprobe zu einem Safe Space werden?
Je kleiner die Gruppe, desto einfacher wird es in der Theorie, einen Safe-Space zu erstellen. Das Queere Theater Kollektiv besteht dabei aus Menschen, die bereit sind einander zuzuhören, Raum für Kommunikation zu lassen und Bereiche für die Entwicklung eines Theaterstücks, aber auch das eigene Wachstum zu schaffen.
Wo wünschen wir uns Sicherheit? Und wie könnte sie uns gegeben werden?
Diese Fragen haben wir uns auch gleich zu Beginn gemeinsam gestellt. Mehr über den Anfang der Arbeit an unserem ersten Theaterstück erfährst du im Beitrag “Queeres Theater Kollektiv: Produktionsprozess gestartet!”.
Wichtig ist, dass diese Fragen immer wieder gestellt werden. Nicht nur soll ein sicherer Raum für jede teilnehmende Person, sondern auch die Entstehung und Darstellung des Stücks “Tanz der Krähen” geschaffen werden, indem diese queere Geistergeschichte performativ und authentisch präsentiert werden kann.
Den ersten Schritt gehen alle Anwesenden einer Probe für sich selbst: “Was brauche ich, um mich sicher zu fühlen?”
Diese Frage ist besonders wichtig und kann immer wieder gestellt werden. Denn sie bezieht sich ganz besonders auf das Hier und Jetzt. Und sie wird verknüpft mit der Frage: “Was kann ich tun, damit sich andere sicher fühlen, denen es vielleicht genauso geht wie mir?”
Wichtig ist es, danach nicht aufzuhören. Kinder löchern ihre Eltern schon früh mit endlos vielen Fragen, weil sie die Welt verstehen wollen, trotzdem haben viele aufgehört, sich Fragen zu stellen. Wir sind es irgendwann gewöhnt, Antworten zu haben oder diese haben zu müssen. So sind wir es auch irgendwann gewöhnt, wie sich in einem bestimmten Setting verhalten werden darf. Das Queere Theater Kollektiv stellt wieder Fragen. Und somit stellen wir in Frage, ob das Verhalten, was jede Person in einer Theaterprobe oder sonstigen Gruppenkonstellationen kennt, immer so in Ordnung ist. Oder wo Raum entstehen muss, für individuelle Bedürfnisse und Grenzen. Auf Fragen zu antworten, ist nicht immer leicht. Bei sich selbst zu erkennen, wo Grenzen liegen, und wie Rücksicht auf die Grenzen anderer genommen werden kann, ist dabei ebenfalls ein Prozess. Das eigene Befinden innerhalb einer Probe am Ende zu reflektieren und Grenzen auszusprechen, klingt einfach, muss aber geübt werden. Und auch dafür benötigt es eine respektvolle, diskriminierungsfreie und sichere Atmosphäre.
Diese Fragen werden nicht nur aus der Sicht der Teilnehmenden, sondern auch aus der Sicht der Protagonist*innen des Theaterstücks beantwortet. Denn auch die Charaktere dieses queeren Abenteuers haben eigene Identitäten, Bedürfnisse und Grenzen.
Wir machen gemeinsam Theater
In den Proben bedeutet das, dass wir einander auch immer wieder aktiv zuhören und Raum füreinander schaffen. Zu Beginn jeder Probe entsteht daher zunächst eine Pronomenrunde. Menschen ändern und entwickeln sich konstant, aus diesem Grund kann eine Person auch zu jeder Probe die eigenen Pronomen und die eigene Ansprache bei Bedarf neu wählen.
Damit sich alle Anwesenden möglichst wohl fühlen können, werden auch kleinere Anpassungen an der Umgebung vorgenommen. Es geht hier nicht nur um eine bedarfsgemäße Belüftung, sondern auch um genderneutrale Toiletten. Während das Queere Theater Kollektiv hier meist an die vorhandenen Räumlichkeiten gebunden ist, werden nach Möglichkeit jedoch Toilettenschilder neutral überklebt und Bereiche für alle Anwesenden während der Probe freigegeben.
Zusätzlich entsteht zu Beginn jeder Probe und zum Ende jeder Probe eine Reflexionsrunde. Zum Abschluss eines Tages können hier aktuelle Themen eingebracht und verarbeitet werden. Trotzdem entwickeln sich auch die eigenen Themen im Anschluss mal weiter, aus diesem Grund wird in der Reflexionsrunde zu Beginn der Probe noch Platz für die Inhalte oder Geschehnisse der letzten Probe geschaffen, die etwas mehr Zeit zur Entfaltung gebraucht haben. Unabhängig davon, ob diese zuvor bereits angesprochen wurden, oder nicht.
Diese Arbeit entsteht nicht nur zwischen den Teilnehmenden der Proben, sondern auch den Themen, die ein Stück inspirieren können oder in dieses mit hineinfließen. Im Prozess der Proben und Gestaltung des Theaterstücks beschäftigen sich die Anwesenden daher auch mit der notwendigen Sensibilität gegenüber anderen Kulturen und dem Thema der kulturellen Aneignung. Ein verantwortungsvoller und respektvoller Umgang mit diesen Themen ist uns besonders wichtig. Aus diesem Grund haben wir ebenfalls zwei Personen einbezogen, die uns als Diversity Guides zur Verfügung standen und uns aktiv in einer intensiven Recherche begleiten konnten.
Eine intensive Recherche, die zur Entstehung des Stücks “Tanz der Krähen” auch dazu gehört, da gegebenenfalls auch Identitäten dargestellt werden, die nicht immer denen der darstellenden Personen entsprechen. Genauso wie zu einer respektvollen Behandlung und Darstellung von Einflüssen aus unterschiedlichsten Kulturen.
Was erwartet die Zuschauenden?
Es ist natürlich eine Herausforderung, einen Raum auch für möglichst viele unterschiedlichste Personen zugänglich zu machen. Größte Wichtigkeit wird in diesem Moment der eigenen Entscheidung beigemessen, schließlich kennen wir uns selbst am längsten und können am besten entscheiden, ob ein Besuch eine gute Entscheidung ist. Darüber hat sich auch das Queere Theater Kollektiv gemeinsam mit den teilnehmenden Schauspielenden und an der Erstellung des Stücks beteiligten Personen Gedanken gemacht.
Vorab werden aus diesem Grund sogenannte “Content Notes” veröffentlicht, die Interessierten eine Entscheidung erleichtern sollen.
Natürlich können sich diese Bedürfnisse im Augenblick des Erlebnisses ändern, deswegen werden eigene Grenzen grundsätzlich akzeptiert. Befinden sich Zuschauende während des laufenden Theaterstücks plötzlich vor einer persönlichen Grenze, darf das Stück jederzeit verlassen und auch wieder betreten werden. Wir unterstützen aktiv alle Zuschauenden dabei, eigene Grenzen wahrzunehmen und bitten um Verständnis unter allen Anwesenden während des Theaterstücks, dass ein Verlassen und eine Rückkehr als Normal anzusehen sind.
Eine solche Entscheidung wird gerne als gutes Recht akzeptiert und die Schauspielenden wissen, dass keine negative Absicht hinter einem Verlassen oder einem Wiedereintritt in die Reihen der Zuschauenden steckt.
Zusätzlich werden im Theater im Depot während der Spielzeit Programmhefte zu dem deutschsprachigen Stück kombiniert, auf Deutsch und Englisch (Englisches Inlay auf Wunsch/bei Bedarf) zur Verfügung gestellt und weitere Flyer auf vier Sprachen (Deutsch, Englisch, Französisch und Arabisch) ausgelegt. (Solange der Vorrat reicht.) Damit möglichst viele Menschen einen einfachen Zugang zu den bereitgestellten Informationen erhalten.
Am Abend selbst werden Informationen zu Szenen mit Flashing Lights gegeben. Gerne kann hier vorab das Queere Theater Kollektiv digital bei Fragen oder Bedarf kontaktiert werden, oder aber es wird sich am Tag selbst vor Ort an Personen des Kollektivs gewendet.
Der Spielort, das Theater im Depot in Dortmund ist barrierefrei. Die zentrale Halle sowie Theater, Kino und die Depothek haben einen rollstuhlgerechten Zugang und ein gendergerechtes und barrierefreies WC ist ebenfalls vorhanden. Es gibt Handdesinfektionsspender vor Ort.
Wir freuen uns, wenn du am 24.02.2023 oder am 25.02.2023 dabei bist!
Treten wir in Kontakt!
Alle Anfragen und Interessen an Probenterminen und/oder Produktionen des Queeren Theater Kollektivs sind willkommen! Wir freuen uns über eine Kontaktaufnahme über unser Kontaktformular!