In der ersten Jahreshälfte 2022 fand der Deconstructing Gender Workshop des Queeren Theater Kollektivs über sechs Tage hinweg statt. Das Angebot richtete sich an Personen, die sich dem LSBPATINQ+ Spektrum zugehörig fühlen.
Die unterschiedlichen Einheiten befassten sich alle mit dem Einblick in die künstlerische Darstellung eines sozial konstruierten Geschlechts. Es gab Einblicke in verschiedene Theatertechniken im Bereich Improvisationstheater, Rollenarbeit und Performance.
Schau dir hierzu unbedingt auch die Seite mit den Impressionen aus diesem sechs-tägigen Erlebnis an: Deconstructing Gender – Workshop Impressionen
Passend dazu gibt es jetzt hier eine Zusammenfassung der einzelnen Tage und die Antwort auf die Frage: Was führte zu diesen fantastischen Ergebnissen?

© Dana Barrenberg
Der Rückblick zum “Deconstructing Gender”-Workshop
Ein starkes Thema bestimmte die Inhalte, mit denen sich die Teilnehmenden befassen konnten. Denn wir alle werden tagtäglich mit dem in unserem Umfeld oftmals üblichen binären Konstrukt stereotyper Geschlechterrollen konfrontiert.
Jeder Tag bestand aus einzelnen Übungen, dem Ausprobieren verschiedener Theatertechniken und der gemeinschaftlichen Diskussion, um das Erlebte mit der Gruppe zu teilen.
Von dem realen “Hier und Jetzt” bis hin zu verschiedenen fantastischen Rollenvorbildern, wurde der Grundgedanke hinter dem Stereotypen mehr als nur aus einer Richtung durch die Teilnehmenden aktiv in Frage gestellt.
Der erste Tag: Reinschnuppern in die Thematik
Wie auch zum aktuellen großen ersten Theaterprojekt des Queeren Theater Kollektivs, gab es auch zu diesem Workshop einen Tag, an dem Interessierte einen Blick auf das werfen konnten, was auf sie zukommt.
Der erste Tag war dazu da, queeren Personen den Weg in den Workshop zu ebnen. Interessierte hatten die Möglichkeit, sich und das Thema in Ruhe kennenzulernen. Durch unterschiedliche künstlerische Impulse konnten sich die Teilnehmenden an das Thema herantasten.
Im “Rückblick auf die offenen Proben” kannst du dir ansehen, wie ein solcher Einblick für das aktuelle Theaterprojekt in 2022 mit Premiere im Februar 2023 ausgesehen hat!
Deconstructing Gender: Ein kritischer Blick auf die soziale Geschlechternorm
Der Workshop befasste sich an jedem der sechs Tage mit anderen Thematiken, die jedoch immer wieder dem Hauptthema zugeordnet werden konnten.
Wie nehmen wir Gender wahr? Was für Gefühle stecken dahinter? Welche Denkmuster sind mit Stereotypen verbunden und welche nicht?
Um die reale Welt auf unterschiedliche Gender Expressions zu untersuchen, konnten die Teilnehmenden durch eine Beobachtung im öffentlichen Raum eigene Erkenntnisse sammeln und diese in den künstlerischen Prozess mit einfließen lassen.
Im Rahmen der Dekonstruktion kam es auch zu einer neuen Konstruktion des Themas. Wie verstehen wir Gender und wie äußert es sich? Dabei wurden die Teilnehmenden auf verschiedenste Weisen eingeladen, sich nicht nur mit der Welt um sie herum, sondern auch mit sich selbst neu auseinanderzusetzen.
Durch verschiedene Übungen fühlten sich die Teilnehmenden in die stereotype Weiblichkeit und die stereotype Männlichkeit hinein, bis hin zu einer nicht immer einfachen Kombination beider Stereotypen. Dekonstruiert wurden nicht nur Verhaltensweisen, die diesen sozialen Standards zugewiesen wurden, sondern auch damit zusammenhängende Empfindungen.
Wie bewegen sich die stereotypen Geschlechterrollen? Und was wird von ihnen erwartet?
Welche Machtverhältnisse verstecken sich hinter diesem sozialen Konstrukt?
Dazu wurden immer wieder Materialien zur Recherche zur Verfügung gestellt. Bei regelmäßigen Diskussionsrunden gab es die Möglichkeit, das Erlebte zu verarbeiten und daraus neue Schlüsse zu ziehen.

© Dana Barrenberg
Die Sicht durch fremde Augen
Ein weiterer Weg zur Betrachtung sozialer Geschlechterkonstruktionen wurde den Teilnehmenden von außen gegeben: Aus dem Blickwinkel ganz anderer fantastischer Welten.
In gemeinsamer Arbeit wurden an einem Tag des Workshops vollkommen fremde Sichtweisen aufgezeigt und gesondert hinterfragt. Teil des Experiments waren drei Fantasie-Figuren, die die Gruppe mit ganz neuen sozialen Konstrukten und Denkweisen konfrontieren. Gemeinsam wurden so Darstellungen feminin gelesener Nymphen, androgyn wahrgenommener Elfen und maskulin präsentierter Orks erforscht. Anschließend war es den Teilnehmenden möglich, in einer an Pen & Paper Rollenspiele angelehnten Form eigene Persönlichkeiten zur Verwendung im Theater zu erstellen.
Die durch die gemeinsame Arbeit gewonnene Tiefe der erstellten Charaktere wurde anschließend in einem improvisierten Schauspiel ausprobiert. Im Rahmen eines Tavernen-Settings trafen vollkommen fremde Wesenheiten aufeinander. Unterschiedliche Weltanschauungen führten in der Auseinandersetzung im Theaterspiel zu wieder neuen Erkenntnissen über die für uns üblichen Stereotypen.
Diese neuen Erkenntnisse flossen an einem zweiten Tag nochmals in den Verlauf des Workshops. Mithilfe auch digitaler Medien ging es an die Vorbereitung auf den krönenden Abschluss der einzelnen Erlebnisse im Zusammenhang mit der Thematik: “Deconstructing Gender”.
Individuelle Antworten durch Körperarbeit
Viele Menschen der modernen Welt lenken inzwischen Ihren Blick auf das, was außerhalb des binären sozialen Konstrukts um Gender-Stereotypen liegt. Trotzdem ist das Thema weiterhin aktuell und auch aus Kunst und Kultur nicht mehr wegzudenken.
Während des Deconstructing Gender Workshops wurden viele Geschlechternormen kritisch infrage gestellt. Eigene Gedanken der Teilnehmenden wurden im Zusammenspiel mit der Gruppe geteilt, teilweise schauspielerisch gezeigt und weiterverfolgt. Abschließend wurden in den letzten Tagen unterschiedliche Szenen und Charaktere entwickelt, die die Erfahrungen der Teilnehmenden ganz individuell widerspiegeln. Diese Darstellungen wurden in Bild, Wort und Schrift, teilweise sogar Foto- und Videografisch festgehalten.
Entstanden ist eine künstlerische Visualisierung verschiedener Gender Expressions, welche die Teilnehmenden individuell aus der Beschäftigung mit stereotypen Geschlechterrollen und der Dekonstruktion dieser entwickelt haben.
Zu sehen sind ein paar Ergebnisse auch hier: Deconstructing Gender – Workshop Impressionen
Die Ergebnisse wurden fotografisch und audiovisuell durch Dana Barrenberg eingefangen.
Gefördert wurde dieser Workshop durch das NRW KULTURsekretariat Wuppertal, sowie das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen.
Treten wir in Kontakt!
Alle Anfragen und Interesse an den Proben und/oder Arbeiten des Queeren Theater Kollektivs sind an die Projektleitung Luisa Kalkuhl zu richten. Wir bitten um Verständnis, dass nicht jede Anfrage sofort bearbeitet werden kann, freuen uns jedoch über eine Kontaktaufnahme über unser Kontaktformular!