Das Konzept einer Probe, vor allem im Theater, ist allgemein bekannt. Doch kann man Proben auch vor dem Beginn jeglicher Arbeiten an einem Stück abhalten?
Natürlich! Vielmehr noch, die Schnupperproben des Queeren Theater Kollektivs waren nicht nur ein Ort der Begegnung, sondern auch ein erster Impuls der späteren Teilnehmenden zum kommenden Theaterstück.
Das Angebot richtete sich hierbei an alle die sich dem LSBPATINQ+ Spektrum zugehörig fühlen, also beispielsweise lesbisch, schwul, bisexuell, pansexuell, asexuell, trans*, inter*, nicht-binär oder queer sind.
Für alle, die diesen ersten Schritt verpasst haben, gibt es hier die Zusammenfassung!
Offene Proben: Ein Rückblick
Ursprünglich sollten nur an einem Tag die Türen für alle queeren Interessierten geöffnet werden, die ein performatives Theaterstück mitgestalten wollen. Tatsächlich aber gab es eine ausgesprochen positive Resonanz und viele queere Menschen wurden durch das Projekt angesprochen.
Schnell wurde bemerkt: Es musste eine zweite Schnupperprobe her!
Die Menge der Interessierten war größer als zu Beginn erwartet. Und jeder Person sollte der nötige Freiraum gegeben werden, um sich die Grundidee des Queeren Theater Kollektivs an diesen Tagen näher anzusehen.
Die Schnupperproben fanden in “raum17” statt. Der Raum des theatervolks ist eine ehemalige Tanzschule und besticht vor allem mit dem großen Saal im 70er Jahre Flair.
Die Arbeit an dem performativen Theaterstück hat inzwischen bereits angefangen. Den Blogbeitrag dazu findest du hier: “Queeres Theater Kollektiv: Produktionsprozess gestartet!”
Queeren Themen soll eine Bühne zur Verfügung gestellt werden!
Um sich auf die Vielfältigkeit der Darstellungsmöglichkeiten und Themen vorzubereiten, wurden im Rahmen der offenen Proben Impulse zu Theater-Techniken gegeben und queere Belange und Themen der Teilnehmenden eingebracht.
Dabei ist es den Projektleitenden des Queeren Theater Kollektivs besonders wichtig, eine Basis und Bühne für die Teilnehmenden zu schaffen. Einen Safe Space, indem sie sich selbst als Schauspieler*innen und Regisseur*innen ihres Theaterstücks wahrnehmen können, Inhalte bestimmen und künstlerisch transformieren können.
Offene Proben: Ein Raum sich selbst auszuprobieren
Im Verlaufe der Schnupperprobe haben sich zunächst alle Interessierten mit dem Thema “Gender Expression & Queer Identity” beschäftigt. Die Vielfältigkeit und Zugänglichkeit der Themen für die teilnehmende Gruppe regte zum ersten eigenen Einfluss auf die Arbeit an diesem Tag an. Hiermit wurde nicht nur ein wichtiger potentieller Inhalt angesprochen, sondern auch ein Dialog eröffnet.
Denn eines sollte von Anfang an klar sein: Es darf und soll offen über die Themen gesprochen werden, die den anwesenden Personen wichtig sind!
Auch die Schnittstelle zwischen der individuellen Gender Expression und der jeweiligen Queer Identity wurde genauer beleuchtet. Denn auf all diese Bereiche soll das kommende Stück einen individuellen und von persönlichen Inhalten geprägten Blick werfen dürfen.
Hierzu wurden ebenfalls verschiedene Materialien zur Verfügung gestellt, in die sich die Teilnehmenden der offenen Proben bei Bedarf einlesen konnten. Auch im späteren Verlauf der daran anschließenden Proben wird es eine Auswahl an Inspiration und Informationen geben. Das Queere Theater Kollektiv beschränkt sich jedoch auch zukünftig nicht nur auf diese Einflüsse und freut sich auch auf die Inhalte, die die Schauspielenden später mit in das Stück einfließen lassen.
Improvisation-Impuls: Wir stellen Stereotypen auf die Probe
Die offenen Proben bestanden natürlich auch aus schauspielerischen Inhalten. Bei einem Impuls zu geschlechtsspezifischen Stereotypen wurde ein Einblick in die Konstruktion des Geschlechts in unserer zweigeschlechtlichen Kultur geschaffen und eine Diskussionsgrundlage geboten. Und an dieser Stelle wurde bereits während der offenen Proben klar: Die Teilnehmenden wollen weg von stereotypen Darstellungen. Das Stück soll stattdessen queere Lebensrealitäten und die darin befindliche Vielfalt klar in den Vordergrund stellen!
Im Rahmen des künstlerischen Safe-Spaces, haben sich die Teilnehmenden so im Improvisationstheater ausprobiert und hatten nicht nur die Chance, sich in die Position zukünftiger Schauspieler*innen hineinzudenken. Vielmehr stellte sich auch eine andere wichtige Frage auf die Probe: “Kann ich mich offen zu meinen Themen melden?”

Quelle: Giphy.de
Die Antwort stand offen im Raum und die Reaktion auf den Impuls wurde nach außen getragen. Hierbei wurde bereits zur Zeit der offenen Proben klar:
Wir wollen keine Stereotypen, wir wollen die queere Utopie!
Erste Themenwünsche wurden offen angesprochen. Im Bereich der Genres “Science-Fiction”, “Fantasy”, “Horror” oder einem Genre Break sollen queere Portraits sichtbar gemacht werden. Wo viele andere Darstellungen queerer Personen häufig Schwierigkeiten und Problematiken fokussieren, die für viele queere Menschen reale Alltags-Hürden darstellen und auf jeden Fall auch eine Bühne benötigen, soll das Theaterstück des Queeren Theater Kollektivs jedoch in eine andere Richtung gehen.
Es geht vielen Teilnehmenden um das Ideal. Das aktuell scheinbar utopische Ziel einer vollständigen Akzeptanz. Ein queeres Paradies!
Ein willkommener Impuls der Interessierten, der bereits zur Zeit der offenen Proben eine mögliche Richtung für die Arbeit für das Queere Theater Kollektiv aufgezeigt hat. Darüber hinaus lag es nun an den Anwesenden sich im Anschluss an die offenen Proben zu überlegen:
“Passt das Queere Theater Kollektiv zu mir und will ich Teil dieses Projektes sein?”
Denn wie bereits zu Beginn angesprochen handelte es sich hierbei nicht um ein Casting, bei dem die “passendsten” Schauspieler*innen ausgesucht werden, sondern um ein offenes Kennenlernen, bei dem alle Anwesenden dazu eingeladen wurden, das entstehende Queere Theater Kollektiv und die dahinter liegende Idee auf die Probe zu stellen.
Beginn des Produktionsprozesses nach den Schnupperproben
Die aus den vielfältigen Anmeldungen entstandene Gruppe soll nun zukünftig über eine Vielzahl an Proben zu einem Kollektiv zusammenwachsen und gemeinsam einen ersten Produktionsprozess durchlaufen.
Hierbei ist mit einem performativen Theaterstück zu rechnen, das nur in dieser Konstellation hätte entstehen können. Ein besonderes Thema steht an dieser Stelle jedoch noch nicht fest, denn nun beginnen die Vorbereitungen für die kommenden Proben in Kooperation mit dem Theater im Depot in Dortmund, sowie dem theatervolk und .dott-Netzwerk.



Hierfür wird explizit ein Safe-Space erschaffen, der einen optimalen Raum zur Erschaffung für ein queeres Theaterstück darstellt. Gemeinsam schafft das Queere Theater Kollektiv diskriminierungsfreie und gendersensible Rahmenbedingungen, sowie Regeln für Schauspieltechniken, welche stets gemeinsam weiterentwickelt werden sollen.
Treten wir in Kontakt!
Alle Anfragen und Interesse an den Proben und/oder Arbeiten des Queeren Theater Kollektivs sind an die Projektleitung Luisa Kalkuhl zu richten. Wir bitten um Verständnis, dass nicht jede Anfrage sofort bearbeitet werden kann, freuen uns jedoch über eine Kontaktaufnahme über unser Kontaktformular!